Ausstellungseröffnung „Sehnsucht nach Shenzhen“ Heike Hahn 6.3.2014

 

Dr. Anja Prölß-Kammerer / Stadträtin

 

Heike Hahn verbrachte im Rahmen des Künstleraustausches zwischen Nürnberg und Shenzhen sechs Wochen in unserer südchinesischen Partnerstadt Shenzhen und versteht diese Ausstellung quasi als ihren Tätigkeitsbericht dieser Reise - aber natürlich ist diese Ausstellung noch viel mehr.

 

17 Jahre bereits zählt Shenzhen zu den Partnerstädten Nürnbergs und es ist nicht „nur“ Partnerstadt von Nürnberg. sondern es gibt auch eine Regionalpartnerschaft, an der auch die Städte Erlangen, Fürth und Schwabach beteiligt sind sowie die umliegenden Landkreise. Trotz der großen Entfernung finden zahlreiche Austauschprojekte statt, Konzerte finden im Austausch statt und eben auch ein lebendiger Künstleraustausch. Jugendgruppen besuchen sich gegenseitig, es gibt einen Austausch von Sportlern und SchülerInnen und, und, und …. im Mittelpunkt soll heute aber die Ausstellung und die Künstlerin stehen.

 

Daher lasse ich sie jetzt quasi selbst zu Wort kommen – nicht ohne noch einen kleinen Werbeblock einzufügen: Heike Hahn hat in Shenzhen ihre Erlebnisse beschrieben, sie wird diese mit Bildern in einem Buch veröffentlichen, für das ich jetzt schon werben möchte – ich habe diese Berichte per Mail bekommen und immer gleich verschlungen, weil sie spannend waren, sehr persönlich und witzig geschrieben. Aber hören Sie einfach selbst:

 

 

 

„Anbei die ersten Erlebnisse aus China:

 

 

 

Endlich in China, durch die Passkontrolle, natürlich mit deutschen Globetrottern, mit der Bemerkung, warum können die keine weitere Kabine besetzen, damit es schneller geht, danach war ich endlich alleine, versuchte mich auf dem Flughafen zurecht zu finden, rennte wie irre umher, mein Chinesisch am Tiefpunkt, plötzlich war ich im Freien, rauchte erstmal eine, danach ein neuer Versuch, und ich fand den Weg zu den Abflügen. Endlich am Terminal, Flug nach Shenzhen, Sisi holte mich ab und gleich ging es zum Mittagessen.

 

 

 

Das Art Institute in Shenzhen liegt etwas außerhalb halb in den Bergen, umgeben von Wohnungen reicher Chinesen, mit diversen Attributen wie Windmühlen usw.. Das Institute befindet sich zur Zeit im Umbau, die Zimmer für die Stipendiaten sind fertig, jedoch die Ateliers und die Ausstellungshalle befinden sich in einem unfertigen Zustand. Ich war hundemüde, als ich das meiner Freundin Fang erzählte, konnte sie es gar nicht glauben, dass ich mal müde bin, aber es war so, überstand die Besprechung, sagte immer kein Problem, was auch wirklich keins war mit dem Atelier, äußerte meine Wünsche nach einer Sim-Karte und einem Internetzugang und dann schlief ich 12 Stunden – fit wie eine preußische Sturmhaubitze, ging ich am Dienstag um 10.00 zur nächsten Besprechung, bekam die Simkarte und besuchte die Plotterfirma der Fotos, alles sehr professionell, nachmittags schaute Sisi vorbei und entschuldigte sich wegen dem Wlan, ich sagte Sisi ich bin China, ich weiß, dass es morgen funktionieren wird – so war es auch, am nächsten Tag hatte ich Internet. Das Mittagessen von Mo bis Fr übernimmt das Institut und für das Abendessen gibt es eine neue Küche, o gott und das mir eine neue Küche, bei meinem Kochtalent, als ich das Fang erzählte, konnte sie nur lachen, klar ich auch. Chinesen leben einfach für das Essen, aber Fang kennt mich sehr gut, ich esse lieber, als ich koche. Inzwischen habe ich mich in meiner Bude häuslich eingerichtet, wie Chinesen halt so leben, mit Kühlschrank und Bett und einen Haufen Dinge zu essen um mich herum. Wird wieder nichts werden mit dem Abnehmen....

 

 

 

Betitelt ist die Ausstellung, die wir hier sehen mit „Sehnsucht nach Shenzhen“. Damit ist sie Teil des Projekts „Sehnsuchtsorte“, das Heike Hahn letztes Jahr gestartet hat. Dieses Projekt wiederum ist verzahnt mit ihrem Kunstprojekt „Chronos Somnium“ – eine Insel der Träume – ich kann dies hier nur andeuten. Zu diesem Projekt zählt sowohl das SHO-Institut, Sehnsuchtsorte – Institut, d.h. Heike Hahn untersucht die individuellen Sehnsuchtsorte aller Alters- und Gesellschaftsgruppen, d.h. von uns Allen. Es handelt sich um ein Projekt work in progress, das nicht abgeschlossen ist – die Ausstellung hier ist aber ein Baustein des Gesamtprojekts. Hier hat sie zunächst Sehnsuchtsorte von Chninesen und Chinesinnen , die in Deutschland leben, erforscht und diese dann in Shenzhen gezeigt, hier in Nürnberg präsentiert sie ihre Studien zu Chinas Sehnsuchtsorten, die sie mit Fragebögen bei den AusstellungsbesucherInnen ihrer Ausstellung in Shenzhen erfragt hat. Es geht quasi um Sehnsuchtsorte von Menschen hier und dort mit Sehnsüchten, die sich weitgehend sehr nahe sind.

 

Viele dieser Sehnsüchte sind auf einer Texttafel hier in der Ausstellung zusammengefasst:

 

Es geht um „Freies Leben ohne Einschränkungen“,

 

um „Ruhe und Frieden“,

 

um „Frieden in der Welt und alle sind glücklich“, aber auch um

 

Blauer Himmel/ den Wunsch, den Himmel zu sehen

 

„Nähe zur Natur, Gebirge, Wasser und Sonne“,

 

um „Essen und einen Platz zum Leben“

 

Heike Hahn hat in Bild und Text z.T. collagenartig Eindrücke von Sehnsuchtsorten gesammelt, verbunden mit Impressionen aus Shenzhen und Guilin, mit Eindrücken, die für sie typische waren wie z.B. Hochzeitspaare in der Natur, oder der Vollmond. Wir finden in der Ausstellung hier aber auch Bildercollagen aus der Ausstellung, die sie in Shenzhen gezeigt hat, aber auch Sehnsuchtsorte bzw. Wünsche wie Kühe, ein Schwimmbad, eine Hibiskusblüte, Gößweinstein, oder aber, natürlich, den Club – eine Zusammenschau aus einem Film, den sie gedreht hat.

 

Die Arbeiten von Heike Hahn sind wie immer vielschichtig, Vieles habe ich jetzt nicht erwähnt, wie z.B. den Skype Verkehr mit häufig zusammenbrechendem Internet mit Pirko Julia Schröder, Dekanin der Fernuni Chronos Somnium, oder der Frage, warum auf einem der Bildercollagen Prag zu sehen ist – ein Sehnsuchtsort einer Freundin von Heike Hahn, oder , oder, oder …

 

Ich lasse einfach nochmal kurz sie selbst zu Wort kommen, z.B. nach dem Besuch eines Konzertes des Windsbacher Knabenchors – ein Bild finden Sie auch in der Ausstellung – das sie besucht hat:

 

„Beim Konzert vom Windsbacher Knabenchor gab es abgespeckte Deutsche Kultur, eigentlich genau mein Thema abspecken, aber , im Konzert funktionierte das Abspecken ganz gut, von ein Jäger aus Kurpfalz, Im Wald saß ein Kuckuck bis zu Mußi denn zum Städele hinaus, war alles vorhanden. ..... Der Chor, Deutsch und Steif, ein Fußballspiel ist mir lieber, einfach mehr Aktion!“

 

Als letztes noch ein Eindruck aus Shenzhen, der eigentlich alles sagt, wie sie den Besuch vor Ort in Shenzhen bewertet:

 

„Nachmittags stand ein Programm vom Art Institute an, so ein in Watte gepacktes China Programm an, glücklicherweise ist mir am Dienstag im Restaurant ein Chinese im T-Shirt der Deutschen National-Mannschaft aufgefallen, ich bin gleich zu ihm hin und habe ihn gefragt, ob er Deutsch spricht, natürlich hat er gesagt, er lebe in Stuttgart und gleich saß ich am Tisch bei seinen besten Freunden, die mich heute abholten und mir Shenzhen zeigten. Vor allem das Künstlerviertel, in dem alle alle europäischen Meister kopieren, fand ich recht lustig.... und wie das bei Chinesen so ist, Du bekommst Essen bis zum Umfallen, vorher gehen sie mit Dir einkaufen, damit Du versorgt bist, bis sie Dich wiedersehen.

 

Ich liebe Chinesen und China.“

 

 

 

Dem ist nichts hinzuzufügen, außer noch eine Danksagung meinerseits als Stadträtin an das Konfuzius-Institut für die gute Zusammenarbeit, an die IHK, an alle, die die Partnerschaft unterstützen, an IB und Frau Birchner und natürlich an Heike Hahn, oh die wir heute hier nicht stünden.

 

Herzlichen Dank und der Ausstellung wünsche ich viele viele Besucherinnen und Besucher.